Was ein Chor mag. Und was nicht.

(c)Gerald Lechner

Landauf, landab proben die Chöre derzeit für die bevorstehende Advent- und Weihnachtszeit. Die nächsten Wochen werden für Sängerinnen und Sänger, Chorleiterinnen und Chorleiter intensiv. Umso wichtiger ist es, beide bei Laune zu halten. Hier eine Auflistung, was Chor und Leiter mögen – und was nicht. Ohne Anspruch auf jegliche Vollständigkeit.

Was ein Chor mag: Bekannte „Hodern“ singen

Ein Sprichwort sagt: „Mit jeder Wiederholung steigt die Lust an der Musik.“ Klar, wenn Noten und Text gut bekannt sind, man neben der eigenen Stimme auch schon alle anderen mitsingen kann, wenn man die Melodie und Harmonien gut im Ohr hat, sprich wenn sich der Ohrwurm fix eingenistet hat, dann macht das Musizieren so richtig Spaß. Und das lieb gewonnene Stück wird zur Sucht: Der Chor mag es immer und immer wieder singen. Und warum auch nicht?

  • Tipp: Bauen Sie Lieblingsstücke immer wieder ins Programm ein. Es spart Probenzeit, wenn nicht alles neu erarbeitet werden muss und der Chor kann so richtig zeigen, welche Freude Singen macht. Und keine Sorge: Das Publikum kann sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr erinnern. Und selbst wenn, gilt obiges Sprichwort: „Mit jeder Wiederholung steigt die Lust auf die Musik!“

Was ein Chor nicht mag: Noten klauben

Aber immer die gleichen Stücke singen wird dann doch langweilig und würde die Probenarbeit unnötig machen. Es hilft also nichts: Neue Stückln müssen her! Alle wissen, dass die ersten Proben anstrengend sind. Das Hirn raucht nach einer Stunde Blattlesen, die Stimme wird müde, wenn eine Stelle immer und immer wiederholt werden muss, bis die Töne sitzen. Jede Stimmgruppe fadisiert sich, bis alle vier Stimmen gelernt sind.

  • Tipps: Lust auf das neue Stück machen, indem Sie es vorspielen. Vielleicht gibt es sogar eine hervorragende, inspirierende Aufnahme dazu.
  • Spannende Stellen herausnehmen, der mühsame Rest folgt später.
  • Schwierige Stellen einspielen oder einsingen und den Sänger:innen schicken. So kann jeder in seinem individuellen Lerntempo üben und wiederholen.
  • Auch mal mit dem Schluss beginnen, dann kann man immer schon was, wenn man weiter nach vorne blättert.
  • Hintergründe zum Stück und zum Komponisten erklären. Auch das macht es spannend.
  • Grundsätzlich: Lieber weniger und leichtere Literatur, als dass der Chor mit hängender Zunge und Angst durchs Programm hechelt. Freude am Singen honoriert das Publikum eher als komplexe Harmonien und aberwitzige Koloraturen.
(c)Gerald Lechner

Was ein Chorleiter nicht mag: Leere Sesseln

Selbst der beste Chorleiter kann sich nicht selber singen. Ohne Sängerinnen und Sänger geht gar nix. Und ohne Proben auch nicht. Die hohe Kunst ist es daher, so zu motivieren, dass jede Sängerin und jeder Sänger möglichst zu jeder Probe kommen. Klar: Bei Krankheit schont man besser die Stimme und manchmal machen es private oder berufliche Verpflichtungen unmöglich, die Probe zu besuchen. Aber mit einer guten Planung bringt man alles besser unter den Hut.

  • Tipp: Je langfristiger der Terminplan, desto besser können die Sänger planen. Dann stehen die Proben- und Konzerttermine schon Monate vorher im Kalender. Und wenn sich Sänger:innen rechtzeitig entschuldigen, kann der Chorleiter die nächste Probe entsprechend vorbereiten. Dann ist vielleicht eine Registerprobe mit den Damen oder den Herren effizienter, wenn in einer Stimmgruppe zu viele fehlen. Man verliert weniger Probenzeit und diejenigen, die immer anwesend sind, fadisieren sich nicht.
  • Apps wie der „Konzertmeister“ helfen ebenfalls in der langfristigen Planung. Hier trägt der Chorleiter alle Proben- und Konzerttermine ein und die Sänger:innen tragen ihr An- und Abwesenheit ein.

Was ein Chorleiter mag: Abwechslung

Einmal quer über alle Epochen und Stile, in verschiedenen Besetzungen, Begleitungen und Schwierigkeitsstufen ­ davon träumt jeder Chorleiter und jede Chorleiterin. Nicht überall lassen es die Rahmenbedingungen zu, aus dem vollen Repertoire zu schöpfen. Aber ein bisschen Abwechslung geht immer.

(c)Gerald Lechner
  • Tipp: Ein Stück nur mit den Männern oder nur mit den Frauen singen, a capella, mit Klavier oder Gitarre. Vielleicht gibt es in der örtlichen Blaskapelle oder Musikschule ein kleines Ensemble, das begleiten mag.
  • Inspiration für Neues kann man sich auch bei Konzerten anderer Chöre holen oder einfach mit befreundeten Chorleiter:innen plaudern.
  • Ganz viel Möglichkeit zum Austauschen und Kennenlernen neuer Stücke gibt es nächstes Jahr im Oktober bei der ersten Choral.music.fair der Chorszene. Wir laden alle Chorleiter ein, ihre Programme zu präsentieren. Klaviere und Pianisten stehen bereit, damit Sie sich die Stücke entweder selbst durchspielen oder vorspielen lassen. Gleich im Kalender notieren: Samstag, 19. Oktober 2024.