Singen mit Aussicht

(c) Volkskultur Niederösterreich

Ein Liederheft, ein schönes Platzerl, eine engagierte Singleitung und den Willen, selbst etwas zu tun: Unsere Sommer-Singreihe „Singen mit Aussicht“ ermöglicht auch heuer kulturelle Beteiligung auf mehreren Ebenen.

(c) Volkskultur Niederösterreich

Aus der sprichwörtlichen Not im ersten Corona-Sommer 2020 geboren, wollte die Volkskultur bzw. die Chorszene Niederösterreich als Service- und Veranstaltungspartnerin der vielen Vereine und regionalen Kulturschaffenden genau das: eine Hand reichen als körperlicher Abstand das Gebot der Stunde war. Initiiert wurde eine sommerliche Outdoor-Singserie, die heuer zum vierten Mal ins Land und erneut hunderte Sänger:innen im ganzen Land in ihren Bann zieht: Singen mit Aussicht.

An den schönsten Plätzen Niederösterreichs treffen einander singfreudige Menschen unabhängig von Gesangsniveau, Stimmlage, chorischer Vorerfahrung oder Alter zum lustvollen gemeinsamen Singen – mit Unterstützung eines Singleiters oder einer Singleiterin, eines Chores oder Ensembles, zum Teil auch mit instrumentaler Begleitung. Gesungen wird aus einem von der Chorszene Niederösterreich zusammengestellten Liederheft, das gratis zur Verfügung gestellt wird. Auch selbst mitgebrachte Lieder sind willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Voranmeldung möglich. Das Liederheft nimmt man danach gerne mit nach Hause – oder zum nächsten „Singen mit Aussicht“-Termin mit.

(c) Volkskultur Niederösterreich

Das Partizipative, also das Selbst-Aktiv-Werden beim Singen, ist nur ein Aspekt des „Kultur mit allen“-Gedankens. Das Team der Volkskultur bzw. der Chorszene Niederösterreich lädt interessierte Menschen auch dazu ein, mitzugestalten, ein Lieblingsplatzerl im Freien mit anderen zu teilen, in der Wahl des Settings oder des Ablaufs kreativ zu werden. Alles darf, nichts muss.

(c) VKNÖ
(c) Volkskultur Niederösterreich

Freiwilliges Engagement einst und heute

Kulturelle Teilhabe ist keineswegs nur ein Bedürfnis des 21. Jahrhunderts. Die Aktivitäten des adelig-bürgerlichen öffentlichen Musiklebens ab der Mitte des 18. Jahrhunderts markiert den Beginn des freiwilligen Engagements in der Kultur, dem so genannten „Ehrenamt“. In den Wiener Adelshäusern wurden Salonkonzerte, Literatenzirkel oder Kunstsalons veranstaltet. Laien bereicherten nun das musikalische Leben: im privaten Rahmen eines Salonorchesters mit Unterhaltungsmusik, in den sich ab den 1830-Jahren etablierenden Musikvereinen (mit großen gemischten Projektchören für Oratorien- bzw. Konzertaufführungen) oder in den ab den 1860-Jahren boomenden Männerchören und Sängerbünden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kommt es im Zuge der Organisation der Arbeiterschaft auch zur Gründung von (gemischten) Arbeitergesangsvereinen.

(c) Volkskultur Niederösterreich

Diese unterschiedlichen Ausprägungen des „Laienmusizierens“ sind historische Beispiele für bürgerschaftliches Engagement und individuelle, aktive Teilhabe an einer Musikkultur im Allgemeinen bzw. am Musikleben einer Stadt oder Gemeinde im Speziellen. Und dies ist durchaus zeitgemäß: eigene (Bildungs-)Interessen, das Bedürfnis nach Selbstentfaltung, Mitgestaltung und Teilhabe sind noch heute starke Motive, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Singen mit Aussicht: Alle Termine und Infos gibt’s auf www.chorszenenoe.at/singen-mit-aussicht

(Petra Suchy)

 

Verwendete Literatur:

Österreichisches Musiklexikon (OeML). Hrsg. von Flotzinger, Rudolf. Bd. 1. Wien: Verl. der ÖAW 2002

Harenberg Chormusikführer. Vom Kammerchor bis zum Oratorium. Hrsg. von Gebhart, Hans. 2. Aufl. Dortmund: Harenberg 2001

Deutsch, Walter/Wolf, Helga Maria: Menschen und Melodien im alten Österreich. Wien: Pichler 1998

Schmitz, Stephan (2013/2012): Musikalische Bildung in der Laienmusik. In: Kulturelle Bildung Online

Hübner; Kerstin (2013/2012): Kulturelle Bildung im freiwilligen/bürgerschaftlichen Engagement. In: Kulturelle Bildung Online

Hoffmann, Hilmar/Kramer, Dieter (2013/2012): Kultur für alle. Kulturpolitik im sozialen und demokratischen Rechtsstaat. In: Kulturelle Bildung Online