Ostern

„Alle Jahre wieder“ darf bei jährlich wiederkehrenden kirchlichen und weltlichen Festen gesagt werden, als Liedanfang kennen wir diese Feststellung allerdings nur zu Weihnachten. Es ist noch nicht so lange her und jetzt steht schon wieder Ostern, das bedeutendste christliche Fest vor der Türe: das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Der Termin liegt dieses Jahr spät, denn Ostern ist im Gegensatz zu Weihnachten ein bewegliches Fest.
So fällt der Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn, 20./21. März. Der frühestmögliche Ostersonntag datiert auf den 22. März, der späteste auf den 25. April.
Wie auch immer, Ostern ist neben dem Religiösen, ein Fest der Familie, der Freunde, der Ortsgemeinschaft und der gemeinsam gelebten Bräuche. Bräuche und Traditionen strukturieren unser Leben und den Jahreslauf.
Der Osterfestkreis kennt mannigfaltige, regionaltypische Gewohnheiten über mehrere Wochen hindurch. Den Osterfeiertagen (Ostersonntag und Ostermontag) geht eine 40-tägige Fastenzeit voraus, die sechs Sonntage ausgenommen, eingeleitet mit dem Aschermittwoch und endend mit dem Karfreitag bzw. Karsamstag. Die Fastenzeit hat ihre Bedeutung allerdings etwas abgewandelt.
Wurde früher tatsächlich gläubig motiviert gefastet, verzichtet man heute in dieser Zeit auf Alkohol, Süßes, Kaffee, Fleisch etc., um etwas für die Gesundheit zu tun. Verbreitet ist das Fasten am Karfreitag, in jedem Fall ein fleischloser Tag.
Die Woche direkt vor Ostern ist die Karwoche (das althochdeutsche Wort „kara“ bedeutet Trauer, Kummer bzw. Klage) und beginnt mit dem Palmsonntag.

Es ist Brauch, für den Palmsonntag Palmzweige bzw. Palmbuschen zu binden und zur „Palmweihe“ (eine Segnung) zur Kirche zu tragen. Wie die „Palmkatzeln“ gebunden und die Buschen geschmückt werden, ist regional sehr unterschiedlich.
Mancherorts bekommen die Kirchengeher vom Priester einen Zweig, vielerorts werden die kunstvoll gefertigten Frühlingsgebinde mitgebracht. Der Brauch wurzelt in der biblischen Erzählung: Jesus Christus zieht auf einem Esel in Jerusalem ein, das berichten die Evangelien Matthäus, Markus und Johannes. Seine Anhänger sollen Spalier gestanden sein und die Straße mit ihren Kleidern und Palmzweigen geziert haben.
Von Bedeutung in der Karwoche sind der Gründonnerstag, der Karfreitag und der Karsamstag: der Gründonnerstag mit dem letzten Abendmahl, der Fußwaschung, dem Verrat und der Orgel, die verstummt sowie den Glocken, die „nach Rom fliegen“ und erst wieder beim Gloria in der Auferstehungsfeier „heimkehren“ und erklingen.
Am Karfreitag wird häufig zur Kreuzwegandacht gerufen, zur Todesstunde Jesu um 15.00 Uhr heulen die Sirenen. Am Karsamstag heißt es in aller Früh schon „Weihfeuertragen“. In der Osternacht, der Nacht des Wachens von Karsamstag auf den Ostersonntag wird der Auferstehung gedacht – mit dem Osterfeuer, der Osterkerze, der Lichterprozession, der Erneuerung der Taufe und der Eucharistiefeier.
Am Ostersonntag selbst wird die Auferstehung gefeiert (Maria von Magdala besuchte frühmorgens das Grab, „der Stein ist weg, das Grab ist leer“ heißt es in der zweiten Strophe aller Varianten des Auferstehungsliedes, „Der Heiland ist erstanden“, z. B.: Gotteslob 829/Fassung St. Pölten).

Es folgt der zweite Ostertag, der Ostermontag, an dem der auferstandene Jesus zwei seiner Jünger am Weg in das Dorf Emmaus begegnet. Darauf beruht der Emmausgang in Form von Osterspaziergängen, Flurprozessionen, und einem speziellen Weinviertler Brauch: Da heißt es nämlich „in die Grea gehen“.
Osterspaziergang von Johann Wolfgang von Goethe
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick.
Im Tale grünet Hoffnungsglück.
Der alte Winter in seiner Schwäche zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dorther sendet er, fliehend, nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes. Überall regt sich Bildung und Streben, alles will sie mit Farbe beleben.
Doch an Blumen fehlts im Revier. Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen nach der Stadt zurückzusehen! Aus dem hohlen, finstern Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor.Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn, denn sie sind selber auferstanden. Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbesbanden, aus dem Druck von Giebeln und Dächern, aus der Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh, wie behend sich die Mengedurch die Gärten und Felder zerschlägt, wie der Fluss in Breit und Länge so manchen lustigen Nachen bewegt, und, bis zum Sinken überladen, entfernt sich dieser letzte Kahn. Selbst von des Berges ferner Pfaden blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel. Hier ist des Volkes wahrer Himmel.
Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
(aus: Faust 1, Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832) Worterklärungen: behend = augenblicklich, unverzüglich; Nachen = flaches Boot, Kahn
Das Festmahl zu Ostern wird im Anschluss an die Fastenzeit (Spinat und Fastensuppe) zelebriert: Bereits am Karsamstag oder am Ostersonntag werden in der Kirche die Speisen gesegnet, der Volksmund spricht von der „Fleischweih´“. Osterschinken, gefärbte Eier, Osterpinze, Krenn und Salz gehören in den Korb. Das Osterlamm wird in Form einer warmen Fleischspeise oder in Form einer Mehlspeise gereicht. Nicht zu vergessen ist das Eierpecken, das „Osternesterlsuchen“ und das Verzehren der Schokoladeosterhasen. Wer ein Taufkind hat, sollte ihm zu Ostern eine Osterpinze bzw. einen Osterstriezel schenken.

Auch heuer hat die Volkskultur Niederösterreich einmal mehr einen Osterleitfaden zusammengestellt, damit sie nicht verloren gehen, die Bräuche und deren Historie. Bräuche verändern sich, geraten mitunter in Vergessenheit oder sind auf einmal „neu“ auf der Welt.
Gerade Ostern bietet die Gelegenheit für liebevolle und herzliche Begegnungen und Gestaltungen, die das Gemeinsame vor das Trennende stellen und auf Grundlage der christlichen Lehre der Hoffnung und der Zuversicht für ein friedvolles Leben im Kleinen wie im Großen Chancen einräumen.
Dorli Draxler
April 2025
Hinweise: Palmsonntag, 13. April 2025, 10.00 – 17.00 Uhr, Brandlhof und Kulturpavillon, 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 23 und 24.
Ostermarkt der Volkskultur Niederösterreich, mit Kunsthandwerk, Kulinarik und Musik.
Broschüre:
Bräuche in Niederösterreich rund um Ostern, hrsg. Volkskultur Niederösterreich in Kooperation mit der Kultur.Region.Niederösterreich,
St. Pölten 2025. Zu beziehen bei der Volkskultur Niederösterreich unter office@volkskulturnoe.at oder hier downloaden!