Nachwuchs in der Volksmusik

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Jung und cool – Nachwuchs in der Volksmusik

Weder fade „Humtata-Musik“ noch alte Leut` ! Der Nachwuchs in der Volksmusik ist jung und cool. Wir haben mit drei jungen Ensembles geplaudert, warum sie so gerne Volksmusik spielen, wer ihre Vorbilder sind und wie modern diese Musik sein darf.

Die junge Ybbsitzer Marktmusi

„In der Volksmusik kannst du sofort mit anderen musizieren, ohne dass man Noten braucht“, meint Michael Haselsteiner von der Jungen Ybbsitzer Marktmusi. Die Fünf zwischen 14 und 21 Jahren haben sich über die Musikschule Waidhofen an der Ybbs gefunden. 2022 waren sie sehr erfolgreich beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb in Innsbruck. „Das gemeinsame Musizieren macht uns große Freude und wir bringen uns gegenseitig immer weiter“, schwärmt Michael vom Spielen im Ensemble. Genauso sieht das auch Stephanie Neubauer, Geigerin vom jungen Ensemble Pfiffikus. Diese vier jungen Musikanten hat ihre Lehrerin Burgi Neubauer zusammengeschart – ebenfalls sehr erfolgreich und preisgekrönt. Stephanie dazu: „Volksmusik ist schwungvoll, unterhaltsam, locker und wir musizieren frisch von der Leber weg – vielleicht ein bisschen unbeschwerter als in der Klassik. Ein Melodieinstrument wie die Geige klingt allein nicht viel, aber mit anderen Instrumenten wird es voll und ein Klangerlebnis“.

Auch die Geschwister Teufel haben sich rund um ihren Lehrer gescharrt, Johannes Lagler. Steirische, Klarinette und Posaune sind seitdem im Ensemble unzertrennlich – und ebenfalls ausgezeichnet – verbunden. Johannes sieht die Volksmusik als gute musikalische Basis für jegliche Musikrichtungen. „Man lernt Harmonielehre, auswendig Spielen und aufeinander Hören quasi nebenbei. Und jedes Kind fängt zum Tanzen an, wenn Volksmusik aufgespielt wird“, meint er und bringt damit den Beweis, dass Volksmusik alles andere als langweilig ist.

Da springt der Funke über

Wie kann man (junge) Menschen für die Volksmusik begeistern? Geigerin Stephanie schießt wie aus der Pistole: „Wenn die Musiker Spaß haben, wird man auch als Zuhörer mitgerissen. Und Qualität ist schon wichtig“. Der Ybbsitzer Michael möchte Kindern zeigen, wie viele unterschiedliche Instrumente es in dieser Musikrichtung gibt und wie schön sie klingen – auch in verschiedenen Besetzungen. Dann springt der Funke sofort über. Pädagoge Johannes – selbst passionierter und vielseitiger Musiker – sprüht vor Begeisterung, wenn er über die Steirische spricht: „Da kannst du mit nur einem Instrument sofort Stimmung machen. Melodie, Rhythmus und Bass – alles in einem.“

Wettbewerbe: Der Weg ist das Ziel

Alle genannten Ensembles waren bei diversen Volksmusikwettbewerben höchst erfolgreich. Hat der Erfolg etwas verändert? Die Ybbsitzer Marktmusi gewann dadurch ihren Kontrabassisten dazu. Und sie konnten viel Auftrittserfahrung – unter anderem im Radio – sammeln. Wichtiger als der Wettbewerb selbst ist aber die Vorbereitung. „Man nimmt sich Zeit für die Stücke und feilt daran bis ins letzte Detail. Erst nach dem Wettbewerb merkt man den Qualitätssprung und dass viele Stücke in Fleisch und Blut übergegangen sind“, meint Pädagogin Burgi Neubauer. Auch für Johannes Lagler, der zahlreiche Ensembles vor Wettbewerben intensiv begleitet, ist der Weg das eigentliche Ziel. Das Feedback der Jury, das Umfeld mit Rahmenprogramm und das gemeinsame Musizieren hält er für wichtiger als einen „Wettkampf in der Musik“. Letztlich sollte es auch hier um die Freude an der Musik gehen.

Diese Freude vermitteln die Vorbilder der jungen Musiker perfekt. Da werden beispielsweise die Postwirtmusi genannt, die Rotofen Musi, aber auch der große Lehrer und Präger Rudi Pietsch und seine Tanzgeiger oder der Superstar der neuen Volksmusik Herbert Pixner. „Ich bewundere die selbstverständliche Musikalität“, meint Stephanie Neubauer, die auch in ihrer Freizeit gern und viel Volksmusik hört – und das als „Exotin“ unter den Jugendlichen im Weinviertel.

Musik hat sich immer verändert

Pfiffikus

Apropos neue Volksmusik: Wie modern darf traditionelle Volksmusik sein und experimentiert ihr selber auch? Pfiffikus holt sich Inspiration bei Volksmusik aus anderen Ländern. Die Ensemblemitglieder experimentieren gerne mit der Interpretation. Keine Wiederholung gleicht der anderen, da werden Stimmen getauscht, eine Gegenstimme dazu gelegt oder die Steirische spielt alleine.

„So wird die Musik lebendig“, erzählt ihre Lehrerin Burgi. Auch die jungen Ybbsitzer tüfteln bei neuen Stücken viel an der Stimmverteilung, bevor sie es auswendig lernen. Ein ganz weites Feld macht Johannes Lagler auf: „Alles, was keine Veränderung zulässt, wird es in Zukunft schwer haben. Musik verändert sich immer – bewusst oder unbewusst. Jeder soll spielen, was passt und Spaß macht. Die Welt der Musik ist so riesig, wäre doch schade, das nicht auszuprobieren.“ Mit so viel Freude und Enthusiasmus braucht einem um den Nachwuchs in der Volksmusik nicht bange zu sein. Da wächst für die nächsten Jahrzehnte Wunderbares heran.

Tipp: Die Postwirtmusi, die Jungen Ybbsitzer und die Geschwister Teufel kann man bei der Langen Nacht der Volksmusik am 9. November live erleben – auf Radio NÖ ab 20.04 Uhr.

(Manuela Göll)