Musikalisches Quartett
Das Programm im Haus der Regionen wurde von den Intendantinnen Katharina, Christine und Veronika Schick für die Saison 2025 als eine Anlegestelle für Musikerinnen und Musiker konzipiert, die ihre Wurzeln in der Volksmusik haben und dort ihr Handwerk gelernt haben, sich aber musikalisch weiterentwickelt und neue Ufer erreicht haben. Am Samstag, 8. März erwartet uns ein besonderes Konzert: Die Divinerinnen treten im Quartett auf.

Aber wer sind die vier Musikerinnen aus dem siebenköpfigen Ensemble, die am 8. März ins Haus der Regionen kommen? Was hat es mit den berührenden Melodien der Wiener Musik auf sich, der sie sich verschrieben haben? Und was ist das eigentlich, „Wiener Musik“?
Österreichische Seele in Tönen
Das musikalisch bunte Wien des 21. Jahrhunderts hat Österreich nachhaltig geprägt, vom philharmonischen Neujahrskonzert zum Heurigen, vom Tanzboden zum Musical. Dieser Vielfalt haben die Divinerinnen sich verschrieben.
Divinerinnen, das sind Theresa Aranya Aigner und Julia Brunner an der Violine, Erna Ströbitzer an der Kontragitarre und im Gesang und Andrea Götsch an der Klarinette. Marie-Theres Stickler gehört im großen Ensemble an der Wiener Knopfharmonika ebenso zum markanten Klangbild der Ausnahmemusikerinnen wie Stefanie Kropfreiters Viola und Anna Aigners Violoncello.
Das junge Ensemble legt den Fokus auf bisher unentdeckte Archivschätze und kombiniert diese mit modernen Kompositionen. Ihre Intention ist das musikantische Finden neuer Klänge in der Schrammelmusik, einer für Wien typischen Musikgattung des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Stilrichtung Schrammelmusik

Die Schrammelmusik wurde nach den Wiener Musikern, Geigern und Komponisten Johann und Josef Schrammel benannt. Johann und Josef Schrammel waren Schüler des Primgeigers am Carl-Theater Ernst Melzer.
Schon ab 1861 traten die beiden Knaben öffentlich auf, sie wurden von Josef Hellmesberger weiter unterrichtet. Josef kam aus körperlicher Schwäche nicht zum Militärdienst (im Gegensatz zu seinem Bruder), er unternahm als Mitglied einer kleinen Wiener Musikgesellschaft vielmehr eine Kunstreise, die ihn auch nach Kleinasien und Ägypten führte.
Zurückgekehrt verband er sich mit dem Klarinettisten Georg Dänzer und dem Gitarristen Anton Strohmayer zu einem Unterhaltungsterzett, dem sich nach Ausscheiden Dänzers der Bruder anschloss. Man nannte sich „Nußdorfer“, war aber bald als „Die Schrammeln“ bekannt.

Seit 1879 gelegentlich, seit 1886 aber kontinuierlich kam Dänzer wieder zu dieser Formation, als Klarinettist mit dem diskantierenden Instrument in G, dem sogenannten „Picksüßen Hölzl“. Die Geburtsstunde des legendären „Schrammel-Quartetts“. Die volkstümliche Schrammelmusik wurde auch von Monarchen wie Kronprinz Rudolf geschätzt und auch Größen wie Johann Strauss und Johannes Brahms beschäftigten sich mit der Stilrichtung. In der Instrumentierung wird sie als melancholisch, aber trotzdem chansonartig beschwingt charakterisiert. Typische Besetzungen sind: Kontragitarre, Klarinette und zwei Violinen, die bei den Divinerinnen im Quartett von Theresa Aranya Aigner und Julia Brunner gespielt werden.
Traditionelle Musik neu vertont
Theresa Aranya Aigner studierte Violine an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst bei Roswitha Randacher, sie ist Mitglied des Ensembles Die Tanzgeiger, und Gründungsmitglied der Divinerinnen. Wichtige künstlerische Impulse fand sie unter anderem durch Rudi Pietsch, Roland Neuwirth und Nataša Mirković, ihre Tourneen führten sie in die USA, Norwegen, Island, Russland, Italien, Litauen und sogar nach Südkorea. Durch ihre Beschäftigung mit authentischer Musizierpraxis ist sie regelmäßig Referentin bei Seminaren im deutschen Sprachraum.

Auch Julia Brunner studierte Violine an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Sie ist neben ihrer Mitgliedschaft im Ensemble Divinerinnen auch Stimmführerin im Orchester der Vereinigten Bühnen Wien und unterrichtet an der Regionalmusikschule Sieghartskirchen.
Die Kontragitarre ist das Instrument der Wahl von Erna Ströbitzer. Dieses auch als Schrammelgitarre bekannte Instrument ist eine Sonderbauform der akustischen Gitarre mit einer in den Bassbereich hinein erweiterten Besaitung.Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist der alpenländische Raum. Sie wird sowohl in der Schrammelmusik, als auch in der alpenländischen Volksmusik verwendet.

Auf dieser dreisaitigen Nachschlagbratsche musiziert Erna in unterschiedlichen traditionellen Tanz- und Musikensembles zwischen Wien, München und Berlin. Den schier nicht endenden Stoff dafür liefern ihr ihre Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes, Sammlung der Österreichische Nationalbibliothek. In den letzten Jahren hat sie bei den Divinerinnen die Wiener Musik, die Kontragitarre und das Moderieren für sich entdeckt.
Dirigentin, Klarinettistin – Fußballerin!
Das Divinerinnen – Quartett wird am 8. März von Andrea Götsch an der Klarinette vervollständigt. Die aus Südtirol stammende Klarinettistin ist Mitglied des Wiener Staatsopernorchesters sowie der Wiener Philharmoniker mehrfache Preisträgerin verschiedener nationaler und internationaler Wettbewerbe.

Sie konzertiert sowohl als Solistin als auch in Kammermusikkonstellationen und übt einen Lehrauftrag für Orchesterliteratur an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien aus.
Außerdem ist Andrea als Dirigentin und ja, auch als Fußballerin aktiv. Andrea Götsch spielt in der österreichischen Frauen-Bundesliga für den Wiener Sport-Club und für den Fußballklub der Wiener Philharmoniker.
Wer diese vier Ausnahmemusikerinnen live auf der Bühne erleben will, hat am 8. März im Haus der Regionen Gelegenheit dazu.
Hier kann man sich Karten für die Divinerinnen im Quartett sichern und sich auch über kommende Konzerte unseres Reigens informieren.