Das Chorereignis
des Jahres

(c) Gerald Lechner

Das Chorereignis des Jahres – zum Jubiläum der Chorszene Niederösterreich wurde eines der wichtigsten Werke der Vokalmusik neu interpretiert

Die Chorszene NÖ feierte 15 plus 3 Jahre – also 18 Jahre Vernetzung, Aus- und Weiterbildung, Unterstützung der Chorsängerinnen und Chorsänger, Chorleiterinnen und Chorleiter, Sichtbarmachen des bunten Chorwesens in Niederösterreich. Aber darf man ein Jubiläum mit einer Passion „feiern“?

Der argentinisch-deutsche Komponist Mauricio Kargel meinte: „Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle glauben an Johann Sebastian Bach“. Egal ob man einer Passion aus einer religiösen Verwurzelung folgt oder sie „nur“ musikalisch fasziniert, Bachs Passionen – und vor allem die Matthäuspassion – beinhalten die gesamte vokale Ausdrucksbreite: in seiner Schlichtheit berührende Choräle bis zu stimmtechnisch fordernden und virtuosen Turbachören. Dieses Sinnbild der Vielfalt lässt sich auf die Buntheit der niederösterreichischen Chorlandschaft wunderbar übertragen und wurde bei der Aufführung der Matthäuspassion am 26. März in Grafenegg sichtbar: bei einem Partizipationsprojekt mit Profis, Semiprofis und Laien.

Kein klassischer Festakt mit Ansprachen, Reden und Gratulationen? Wir halten es mit Walt Disney: „Warum etwas sagen, wenn man es singen kann!“ Genau das wollten wir mit dem Projekt zeigen: Die 120 Sänger:innen der Turbachöre und 250 Choralchorsänger:innen formten gemeinsam mit dem Orchester einen großen, harmonischen „Klangkörper“. Dieser Abend wird vielen Mitwirkenden ewig in Erinnerung bleiben.

Zu guter Letzt liefert das Wort „Passion“ selbst ein stichhaltiges Argument für ein solches Werk aus Anlass eines Jubiläums. Einerseits beschreibt es in zahlreichen künstlerischen Darstellungen die Leidensgeschichte Christi. Bei der zweiten Bedeutung des Wortes „Passion“ – der Leidenschaft – finden sich alle Chorsängerinnen und Chorsänger, Chorleiterinnen und Chorleiter wieder, denn was ist Chorsingen sonst als pure Leidenschaft? Um noch einmal ein Zitat zu bemühen: „Das älteste, echteste und schönste Organ der Musik ist die menschliche Stimme“. Wir haben dieser Aussage Richard Wagners nichts mehr hinzuzufügen.

Impressionen von der Matthäuspassion in Grafenegg können Sie hier ansehen.