Kinderspiel

Die Geschichte des österreichischen Brettspiels

Wenn die Sommerferien vor der Tür stehen, gibt es keinen besseren Weg, die Vorfreude zu genießen, als mit einem ausgedehnten Spieletag. Am 28. Juni 2025 verwandelt sich der Brandlhof in Radlbrunn in ein Paradies für Brettspiel-Fans – eine Gelegenheit, kurz in die faszinierende Geschichte der österreichischen Spielewelt einzutauchen.

Von klassischen Kartenspielen über Geschicklichkeitswettbewerbe bis hin zu vielen legendären Brettspielen, die ihren Ursprung in Österreich haben, bietet das Fest eine bunte Mischung aus Unterhaltung und Tradition.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie tief Brettspiele in der österreichischen Kultur verwurzelt sind.

Die Anfänge

Alles begann in den 1930er-Jahren mit der Wiener Druckerei Stockinger und Morsack (kurz: Stomo Spiele). 1936 veröffentlichte das Unternehmen ein Spiel namens Spekulation, das stark an Monopoly erinnerte. Spieler kauften und verkauften Immobilien und versuchten, durch geschicktes Wirtschaften ein Vermögen aufzubauen. Später wurde das Spiel unter dem Namen „DKT – Das kaufmännische Talent“ bekannt und zum österreichischen Spieleklassiker.

Stomo Spiele veröffentlichte in der Folge verschiedene Spiele, die Strategie und Geschicklichkeit förderten. Das Brettspiel „Glockner-Rennen“ war inspiriert von den legendären Bergrennen auf der Großglockner-Hochalpenstraße. Spieler traten mit Fahrzeugen gegeneinander an und mussten die Strecke entlang des höchsten Berges Österreichs möglichst effizient bewältigen.

Glockner-Rennen, Landessammlungen Niederösterreich Online

 

Taktik, Würfelglück und geschickte Zugplanung waren entscheidend, um als Erster ins Ziel zu kommen. Das Spiel griff das damalige Motorsportfieber auf und war besonders bei Fans von Autorennen beliebt. Ein weiteres bekanntes Spiel aus dem Hause Stomo war das sogenannte „Zeichenspiel“, das sich besonders an junge Künstlerinnen und Künstler richtete. Die Spieler mussten unter Zeitdruck bestimmte Formen oder Motive nachzeichnen, wobei Präzision und schnelles Erfassen von Vorgaben im Vordergrund standen. Die Mechanik erinnerte an moderne Spiele wie Montagsmaler, setzte aber auf eine strukturierte Herausforderung mit vorgegebenen Aufgabenstellungen.

Das später erschienene „Deckchenflechten“ hingegen ließ Handwerk auf Geschicklichkeit treffen und testete die Fingerfertigkeit der Spieler: Mit kleinen Streifen oder Bändern mussten vorgegebene Muster geflochten werden. Dieses Spiel war besonders bei Kindern beliebt und förderte motorische Fähigkeiten und kreatives Denken.

Deckchenflechten, Landessammlungen Niederösterreich online

 

Das goldene Zeitalter des Brettspiels

Die Geschichte des österreichischen Brettspiels ist auch eng mit der Firma Piatnik verbunden, die 1824 gegründet wurde, als Ferdinand Piatnik eine Kartenmalerei in Wien übernahm. Ursprünglich konzentrierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Spielkarten, die bald in ganz Österreich und darüber hinaus bekannt wurden. Als Piatnik im zweiten Weltkrieg seine Fabriken außerhalb Österreichs verlor, musste das Unternehmen sich neu erfinden. Man führte den Mehrfarben-Offsetdruck ein und erweiterte sein Sortiment um Brettspiele.

Spielsituation „Activity“ (c) Piatnik

Nach der Erweiterung des Sortiments auf Brettspiele brachte Piatnik in den 1950er und 1960er Jahren eine Reihe von Spielen auf den Markt, die sich durch einfache, aber unterhaltsame Mechaniken auszeichneten. Darunter „Wiener Walzer“, ein Gesellschaftsspiel, das die Eleganz und Tradition des Tanzes auf das Spielbrett brachte und der Welterfolg „Activity“.

Viele wissen nicht, dass dieses Spiel aus der Steiermark stammt, genauer gesagt aus Seckau, wo die Erfinder das Konzept entwickelten. Es wurde 1990 von den österreichischen Spieleautoren Ulrike und Paul Catty sowie Maria und Josef Ernst Führer erfunden und von Piatnik veröffentlicht. Mittlerweile ist es in über 13 Sprachen erhältlich. Bei dem beliebten Partyspiel geht es darum, Begriffe durch Zeichnen, Pantomime oder Umschreibungen zu erklären.

In den 1990er-Jahren etablierte sich Piatnik als einer der führenden Spieleverlage Europas und brachte jährlich rund 20 neue Brettspiele auf den Markt.

2008 übernahm Piatnik schließlich auch DKT, das nach dem Konkurs von Stomo von Peri Spiele verlegt wurde, einer Spieleschmiede mit Sitz in Scharnstein in Oberösterreich. Seitdem erschienen zahlreiche Varianten, neuerdings gibt es auch DKT Wachau und DKT Waldviertel.

Das Spielbrett von „DKT Wachau“ © Piatnik

Die Spielmechanik blieb über Jahrzehnte erhalten, wurde aber immer wieder an moderne Gegebenheiten angepasst.

Moderne Trends und digitale Adaptionen

Während klassische Brettspiele weiterhin beliebt sind, gibt es inzwischen auch digitale Adaptionen und Apps, die Spiele wie DKT auf Smartphones und Tablets bringen. Zudem erfreuen sich Escape Room-Spiele, strategische Eurogames und lokal produzierte Spiele zunehmender Beliebtheit.

Doch beim Spieletag am 28. Juni geht es nicht nur ums Spielen – es geht um Begegnungen, um den Austausch zwischen Generationen und um das gemeinsame Erleben von Spieltraditionen.

Die „QualiTime – Spielerei“ aus Melk sorgt dafür, dass jeder auf seine Kosten kommt, sei es beim Kartenmischen, beim strategischen Denken in Schach oder bei präzisen Würfen mit Boccia.Das Geschäft in Melk bietet eine große Auswahl an Spielen und ist bekannt für seine persönliche Beratung und die Möglichkeit, Spiele direkt vor Ort auszuprobieren. Beim Spieletag am 28. Juni sind sie erstmals Kooperationspartner der Volkskultur Niederösterreich.

(c) Qualitime, Alexander Kaufmann

Wer einen Tag lang dem Alltag entfliehen und sich ganz der Spielfreude hingeben möchte, sollte diesen besonderen Spieletag nicht verpassen.

Eintritt frei, kommen Sie vorbei und erleben Sie die Vielfalt der österreichischen Spielkultur hautnah!

 

Fotos:

1 © Volkskultur Niederösterreich

2 & 3 Landessammlungen Niederösterreich, 4, 5 und 6 © Piatnik

Foto 7 © Qualitime, Alexander Kaufmann

Quellen:

Landessammlungen Niederösterreich

https://online.landessammlungen-noe.at

www.landessammlungen-noe.at

Firma Piatnik:

www.piatnik.com

Spieletest:

www.spieletest.at

Sammlerclub:

www.sammlerclub.net

Firma Qualitime:

www.qualitime.at

Brettspielmuseum:

www.brettspielmuseum.de

Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/DKT_%E2%80%93_Das_kaufm%C3%A4nnische_Talent

https://de.wikipedia.org/wiki/Piatnik

https://de.wikipedia.org/wiki/Peri_Spiele