Das Adventprogramm der Volkskultur Niederösterreich steht vor der Tür und umfasst neben besinnlichen Konzerten und hochkarätigen Veranstaltungen auch die Broschüre „Stiller Advent“, die seit 2010 von der Volkskultur Niederösterreich gemeinsam mit den Niederösterreichischen Nachrichten herausgegeben wird.

Ein Leitfaden für das Feiern mit Freunden und Familie im Advent und ein wertvoller Begleiter in der Vorweihnachtszeit. Die aktuelle Broschüre ist soeben erschienen und kann unter office@volkskulturnoe.at bestellt werden.

Hier können Sie in den aktuellen „Stillen Advent“ reinlesen und hier gibt es alle Broschüren der Vorjahre zum Online-Lesen. Freuen Sie sich über Noten bekannter Weihnachtslieder, Rezepte, Veranstaltungstipps und Texte zum Nachdenken aber auch zum Schmunzeln.

Zur Einstimmung anbei ein Text-Auszug aus dem „Stillen Advent 2012“: „Jesus Liken – Weihnachten auf Social Media“ von Mella Waldstein:

Jesus liken

Mit einer SMS am 25. März hatte es begonnen. Maria bekam vom Erzengel Gabriel die Nachricht: „Der Herr ist mit Dir.“ Neun Monate später ist es so weit: Sie liegt in den Wehen. Über booking.com war kein Hotelzimmer mehr zu bekommen. Alles ausreserviert. Und das alles wegen einer Volkszählung! Wie heißt noch einmal das Land mit dem E-Government? Schnell nachgoogeln! Ach ja, Estland.

Josef ist nervös. Alle paar Minuten schaut er auf sein Handy. Wird der Akku reichen? Weit und breit keine Steckdose. Wenigstens der Empfang ist gut. „Wir verkünden euch eine große Freude“, postet er auf Facebook, tippt auf upload und stellt das erste Bild des Neugeborenen und der glücklichen Mutter ins Netz. Wenige Sekunden später die ersten „Gefällt mir“. Maria: „Kannst du nicht damit aufhören? Immer bist du auf Facebook. Sogar in dieser Heiligen Nacht.“ Josef geht kurz hinaus. Unter dem Sternenhimmel wählt er das Menü „Select Guests to Invite“. Josef tippt auf Melchior$77, Balthasar.King und Magic Kaspar. Die Hirten filmen alles mit ihren Handy-Kameras. Das wird morgen auf YouTube stehen.

Die drei Weisen aus dem Morgenland verschaffen sich via Google Earth einen Überblick. Dieses Bethlehem scheint eine unwegsame Gegend zu sein. Schnell noch auf Amazon Geschenke bestellt, Myrrhe ist im Angebot, Weihrauch um die Weihnachtszeit immer teuer und die Goldpreise auch nicht gerade im Keller. Das Navi bietet ihnen folgende Zielorte. Bethlehem, Pennsylvania, USA – das kann es nicht sein – auch nicht Bethlehem, Hohenrain in der Schweiz und schon gar nicht „Bethlehem Gesundheitszentrum Stolberg GmbH“. Aber hier: Nazareth, Israel.

Mittlerweile bricht ein Shitstorm über den Account von Josef herein. Das Netzwerk rund um Herodes ist aktiv geworden. Auf Twitter (heute ´X´, Anmerkung der Redaktion) rät man der Heiligen Familie zur Flucht. Wird sie gelingen? Bleiben wir connected. Jesus zu „liken“ wird nicht genügen. Aber es ist ein Anfang.

Mella Waldstein, erschienen in „Stiller Advent“ 2012, herausgegeben von der Volkskultur Niederösterreich in Kooperation mit den Niederösterreichischen Nachrichten.