Handwerk hat goldenen Boden, hieß es in der Blütezeit des Handwerks, also im 18. und 19. Jahrhunderts. Wenn damit gesichert scheint, dass sich mit dem Handwerk gutes Geld verdienen ließe, kennt die Überlieferung aber auch eine ironische Auslegung. Sprach den Spruch der Weber, so schien ihm die Sonne in den leeren Brotbeutel. So betrachtet, wird auf die Armut kleiner Handwerksmeister hingewiesen.

(c) Nadja Meister

Wie oft ertappen wir uns, wenn sich im Kopf die Gedanken nach der eigenen Hände Werk breit machen. „Ach, könnte ich das doch selbst!“ In diesem Zusammenhang geht es wohl meist um das Reparieren – im Haushalt, im Garten, bei der Wäsche.
Etwas kokett folgt der Schluss: „Hätt´ ich doch was G´scheites g´lernt!“.

(c)Nadja Meister

Im 21. Jahrhundert erleben wir eine Renaissance des Handwerks, ganz im Sinne von „Handwerk ist eine goldene Nische“, noch immer getragen von den Ansprüchen nach Qualifikation und Qualität. Wenn auch Industrialisierung und moderne Technologien das Handwerk zum einen zurückgedrängt, zum anderen aber doch auch weiterentwickelt haben. Selbstgefertigte Schuhe, Keramik aus der Manufaktur oder handgeschöpfte Schokolade sind Luxusware. Ihre Herstellung erfordern Kenntnis, hochwertige Materialien bzw. Zutaten und Zeit. Letztere hatten wir einmal. Und die Gestehungskosten sind hoch.

Schlägt man das Telefonbuch auf, das elektronische selbstverständlich, so wird bewusst, dass sehr viele alte Handwerke, Gewerbe und Berufsstände unsere Nachnamen bilden: Schuster, Schuhmacher, Schmied, Schneider, Kürschner, Stricker, Weber, Ziegler, Fleischer, Fleischhacker, Binder, Buchbinder, Fassbinder, Seiler, Tischler, Schreiner, Polsterer, Steinhauer, Steinmetz, Bauer, Koch, Bäcker, Müller, Drucker, Maler, Pflasterer usw.

Offensichtlich sind Namensgebungen langlebig, beinahe zeitlos und verändern sich sehr, sehr langsam. Jedenfalls wird nicht sofort, schon gar nicht synchron auf neue Berufe reagiert. Denn mir sind weder Familiennamen wie Facilitymananger, Designerin oder Therapeutin bekannt. Übrigens Berufsbezeichnungen, die meist aus der Arbeitssprache Englisch kommen, jedoch die weibliche Form zum Standard erheben.

(c) Volkskultur Niederösterreich

Der Brandlhof in Radlbrunn als Wirkungsstätte der Volkskultur Niederösterreich bietet zahlreiche Angebote als HANDwerkstatt: Handwerkskurse und -märkte. In Kürze der Kinderhandwerksmarkt am Sonntag, 1. Oktober. Detailinformationen zu den Angeboten des Brandlhofs finden Sie hier.

(Dorli Draxler)