Goldenes Handwerk

Das Vergolder- und Staffiererhandwerk existiert seit etwa 4000 Jahren. Bereits im alten Ägypten versah man Sarkophage und Tempel mit Blattgold, um Objekte in einer göttlichen Sphäre erstrahlen zu lassen. Im europäischen Mittelalter organisierten sich Vergolder und Staffierer in Zünften wie der Lukas-Bruderschaft, in der sie gemeinsam mit Malern und Schilderern arbeiteten. Höhepunkte erlebte das Handwerk hierzulande in Gotik, Barock und Rokoko, als Altäre, Rahmen und Deckenräumlichkeiten mit goldglänzender Pracht überzogen wurden.

Techniken wie die Polimentvergoldung und die Branntweinvergoldung entwickelten sich zunächst aus praktischer Notwendigkeit und wurden schließlich zu Königsdisziplinen des Feinschliffs. Heute trägt das Handwerk im Kulturland Niederösterreich mit Restaurierungen und Sonderanfertigungen dazu bei, historisches Erbe zu bewahren und zeitgenössische Räume mit edlem Flair zu bereichern.

Gelebte Tradition in Krems

In Niederösterreich gibt es bis heute traditionelle Familienbetriebe, die sich dem Handwerk verschrieben haben. Zum Beispiel jener von Markus Bauer in Krems an der Donau. In der Hohensteinstraße führt der Vergolder und Staffierer den Betrieb in der vierten Generation. Seit 1888 hat sich das Atelier der Familie auf echte Blattvergoldungen, Schlagmetalltechniken und aufwändige Marmorierungen spezialisiert.

Hier werden bis heute nach althergebrachter Tradition barocke Altäre, Orgelflügel und Stuckrahmen für Kirchen gefertigt, aber auch exklusive Möbeldetails und Schmuckobjekte wie die „Wachauer Nuggets“ aus Aprikosenkernen. Ein Besuch in Markus Bauers Atelier gibt nicht nur Einblick in die Geschichte dieses Handwerks, sondern auch Aufschluss über den umfassenden Wirkungskreis der Vergolder und Staffierer.

Eindrucksvoll zeigt sich das zum Beispiel anhand des Konsolentisches für die Prandtauer Kirche in St. Pölten. Von der Planung, über die Herstellung des hölzernen Korpus und die Verbesserungen mit Kreidegrund bis zur tatsächlichen Vergoldung mit Poliment, Anschiesser, Polierstein kamen hier verschiedene Facetten des Handwerks zum Einsatz.

 

 

 

 

 

 

 

 

                              Der Konsolentisch in der Werkstatt und nach Fertigstellung in der Prandtauer Kirche

Die Technik

Die Polimentvergoldung gilt als Königsdisziplin unter den Vergoldertechniken. Dabei wird der Untergrund zunächst mit tierischem Leim getränkt und mit einer feinen Kreideschicht grundiert. Auf diese Basis kommt eine dünne Schicht aus Tonpoliment, die vor dem Auflegen des Blattgoldes mit einem Netzmittel benetzt wird, um die Haftung sicherzustellen. Nach dem behutsamen Auflegen der Goldblätter sorgt das Polieren mit einem Achatpolierstein für den charakteristischen, spiegelnden Glanz.

 

 

 

 

 

 

 

 

                 

Denkmalpflege und UNESCO-Status

Im Kulturland Österreich prägen historische Kirchen, barocke Schlösser und prunkvolle Palais das Bild – sie alle erfordern meisterhafte Vergoldungen, um ihren künstlerischen und spirituellen Wert zu bewahren.

Die offizielle Aufnahme des Vergolder- und Staffiererhandwerks in das österreichische Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes würdigt die jahrtausendealte Tradition und unterstreicht seine zentrale Rolle in der Denkmalpflege.

Die Förderung des Nachwuchses ist Markus Bauer als Berufsgruppensprecher Österreichs ein Anliegen. Seine Vergolderkurse vermitteln Einsteigern die klassischen Arbeitsschritte: Grundieren, Schleifen, Auflegen des Blattgoldes und Polieren.

Wenn Sie Interesse bekommen haben, Einblick in dieses besondere Handwerk zu erlangen, haben Sie diesen Sommer Gelegenheit dazu, denn am 23. August ist Markus Bauer einer der Handwerkerinnen und Handwerker, die beim abendlichen Markt am Brandlhof in Radlbrunn vertreten sein werden.

Jetzt gleich den Termin im Kalender markieren und Handwerk hautnah erleben.

Fotos: Volkskultur Niederösterreich, z.V.g. Markus Bauer