Maibräuche

Maiglöckchen
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Wonnemonat Mai

Der Mai ist wohl einer der brauchreichsten Monate im Jahr, beginnend mit dem ersten Mai über die Eisheiligen bis zu Christi Himmelfahrt und Pfingsten.

Kirchliche und weltliche Bräuche

Die Nacht zum 1. Mai nennt man auch die „Walpurgisnacht“. Eine Unruhenacht, in der angeblich die Hexen fliegen und allerlei Unfug getrieben wird. Nach den strengen Regeln des Brauchlebens ist es nur vor dem Aufstellen des Maibaums, also in der Nacht vor dem 1. Mai, erlaubt, diesen zu stehlen und damit einen ganzen Ort der Lächerlichkeit preiszugeben. Der „Maistrich“ oder „Maisteig“ wird in der Nacht vor dem 1. Mai gezogen und heimliche Liebespaare so durch das Ziehen einer auffälligen weißen Linie auf den Straßen zwischen ihren Wohnstätten bloßgestellt.

Maistrich
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Der 1. Mai als Tag der Arbeit wird seit 1890 gefeiert und ist seit 1919 ein Feiertag in Österreich. Er war als sozialistischer Feiertag mit seinen Aufmärschen ein Gegenpol zu der kirchlichen Prozession zu Fronleichnam gedacht.

Maibaum
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Der Maibaum ist ein „Überlebender“ aus der Familie der Festbäume, die früher auch bei einem Kirtag, als Hüterbaum oder Sonnwendbaum üblich waren (Helga Maria Wolf). Leopold Schmidt (1912-1981) berichtet, dass bereits um 1230 ein Maibaum im Babenbergerhof in Wien aufgestellt wurde. Die Maibäume werden heute nur noch selten händisch aufgestellt (Eibenstein/Gmünd, Oberarnsdorf, Krems-Stein), meist erledigt das ein Kran. Ausgelassene Feste umrahmen meist das Aufstellen des Maibaums.

Müttermonat Mai

Die Kirche machte den Mai schließlich zum „Marienmonat“ – nicht zuletzt um ihrerseits den heidnischen Bräuchen etwas entgegenzusetzen – und so entstanden die beliebten Maiandachten. Dabei handelt es sich um einen Wortgottesdienst, der an einem blumengeschmückten, oft eigens aufgestellten Marienaltar gefeiert wird. Die erste von den Kamillianern durchgeführte Maiandacht fand 1784 in Ferrara statt.

Der Mai ist auch der Monat der Mütter – am zweiten Sonntag im Mai wird Muttertag gefeiert. Er hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts, beginnend in den Vereinigten Staaten, in der westlichen Welt etabliert. Als Begründerin gilt Anna Marie Jarvis aus West-Virginia, die für ihre verstorbene Mutter 1907 einen „Memorial Mothers Day Meeting“ organisierte. In Österreich wurde der Muttertag 1924 landesweit eingeführt. Marianne Hainisch (1839-1936), die Mutter des ersten Bundespräsidenten der Republik Michael Hainisch, engagierte sich für die Einführung des Muttertags. Er sorgt seither für gute Geschäfte in Blumen- und Süßigkeitsläden und für ausgebuchte Restaurants.

Blumenstrauß
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Der Wonnemonat Mai wird auch gerne für den Hochzeitstermin gewählt. Vom Heiratsmann über das Reis- und Brautstrauß-Werfen bis zum „Kranzlowasinga“ – mit Hochzeiten sind viele und auch regional sehr unterschiedliche Bräuche verbunden.

Gefährliche Eisheilige

Vor allem die wärmer werdenden Temperaturen sprechen für ein Hochzeitsfest im Mai. Doch es kann im Mai auch noch empfindlich kalt werden. Mitte Mai sind noch einige wichtige bäuerliche Lostage, die für die Ernte gefährlich werden können, die sogenannten Eisheiligen: Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und die kalte Sophie (15. Mai). Eine Reihe von Bauernregeln befassen sich mit diesen Terminen:

„Wenn´s an Pankratius gefriert, wird im Garten viel ruiniert!
„Wer seine Schafe schert vor Servaz, dem ist die Wolle lieber als das Schaf!“
„Kein Reif nach Servaz, kein Schnee nach Bonifaz!“

„Vor Nachtfrost bist du sicher nicht, bevor Sophie vorüber ist.“
„Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi, und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.“

Quellen:
Leopold Schmidt, Volkskunde von Niederösterreich, Bd. 2, Horn 1972
Helga Maria Wolf, Das neue Brauchbuch, Wien 2000
Helga Maria Wolf, Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis, St. Pölten 2003
Helga Maria Wolf, Verschwundene Bräuche, Wien 2015