Goldhaubenwallfahrt

Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels zum immateriellen Kulturerbe erklärt!

Eine besondere Ehre wurde der Wallfahrt der Goldhauben-, Hammerherren- und Trachtengruppen des Mostviertels zuteil, die seit mehr als 60 Jahren durchgeführt wird: Seit Oktober 2022 zählt dieser Brauch zum immateriellen Kulturerbe in Österreich.

Gemeinsam mit der Weinviertler Kellerkultur, dem Zunfttag der Fleischhauer:innen in Gars am Kamp und der traditionellen Bewässerung in Theresienfeld wurde die traditionelle Wallfahrt in das nationale Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen.

Die Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtenvereine des Mostviertels, die so genannte Goldhaubenwallfahrt, findet seit 1957 jährlich am 15. August an wechselnden Zielen der Region statt. Entstehungsgrund war der Dank für das Ende des Zweiten Weltkriegs sowie der Wunsch nach gemeinsamen Aktivitäten der verschiedenen Goldhauben- und Trachtengruppen. Mittlerweile stehen neben der Dankbarkeit die Bitte um eine friedvolle Zukunft, das Wohlergehen in Familie und Beruf im Vordergrund.

Höhepunkt der Wallfahrt ist der feierliche Einzug aller rund 1.000 Wallfahrer:innen in die Kirche mit anschließendem Festgottesdienst und Segnung der mitgebrachten Kräuter und der Wallfahrerkerze. Jedes Jahr findet das Ereignis in einer anderen Gemeinde bzw. einer der 54 Wallfahrtsorte im Mostviertel statt und ist dabei sowohl ein spirituelles als auch gesellschaftliches Ereignis.

Zur Vorbereitung der jährlichen Wallfahrt finden viermal im Jahr, jeweils an einem Samstagnachmittag, gemeinsame Sitzungen statt. Dabei erörtern die Obfrauen nicht nur die organisatorischen Notwendigkeiten und inhaltlichen Schwerpunkte der jeweils folgenden Wallfahrt, sondern widmen sich auch der fachlichen Information und Diskussion über Bräuche, Trachten und verschiedene Handwerkstechniken. Die Ausübenden sind mehrheitlich Frauen in rund 25 Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels. Zu diesen Trachtenvereinen zählen insbesondere auch die mitwirkenden Perlhauben-, Kopftuch- und Hammerherrengruppen.

Am Wallfahrtstag, dem Hohen Frauentag, gehen alle Teilnehmer:innen das letzte Wegstück zur Kirche gemeinsam und ziehen dann im Rahmen einer Prozession ein. Üblicherweise führt dabei die örtliche Musikkapelle den Festzug an. Beim Festgottesdienst werden Marienlieder, wie „Segne du, Maria“ gemeinsam gesungen und am Ende der Messe die Wallfahrerkerze und Kräuterbüschel gesegnet. Örtliche Kulturvereine wie Musikkapellen, Chöre, Volkstanzgruppen oder Theaterensembles umrahmen den geselligen Ausklang nach der Messe.

Zur Wallfahrt werden die Trachten der Gold- und Perlhauben getragen und auch die Hammerherren erscheinen im optisch passend abgestimmten langen Gehrock mit Hut. Die Goldhauben- und Trachtengruppen verfügen oft über handwerklich kompetente Haubenstickerinnen in den eigenen Reihen. Mit der Herstellung verbundene Handwerkstechniken wie Zuschneiden, Häkeln oder Passepoilieren werden im Rahmen regelmäßiger Zusammenkünfte und Workshops, sowie Kurse vermittelt. Die Teilnahme an den Handwerkskursen sowie an der Wallfahrt selbst steht mittlerweile allen interessierten Personen offen. Die Gruppen und Vereine planen gemeinsam das Programm für die kommenden Jahre im Zusammenhang mit der Wallfahrt, engagieren sich aber darüber hinaus ganzjährig für das soziale Zusammenleben in ihren Herkunftsgemeinden.