Fasching

Die Faschingsgilden von Niederösterreich

Es ist die bunteste Zeit im Jahr und wir sind mittendrin: Im Fasching. Anders als der deutsche „Karneval“, der seit dem Mittelalter als Reaktion auf gesellschaftliche Missstände entstand und quasi dem Staat den „Narrenspiegel“ vorhält, gehen österreichische Faschingsbräuche auf ältere Traditionen zurück und in Niederösterreich gibt es mit dem Bund Österreichischer Faschingsgilden-Landesverband Niederösterreich einen breit vernetzten und über Generationen gewachsenen Bund.

1972 wurde der Niederösterreichische Landesverband von Ingenieur Robert Eheim gegründet, von 1993 bis 2024 war der heutige Ehrenpräsident Alfred Kamleitner der Landespräsident, bevor am 6. April 2024 Manuela Seif die Landespräsidentschaft der NÖ-Faschingsgilden übernahm. 1972 waren bereits sieben Faschingsgilden Teil des Landesverbands und 1974 fand das erste Niederösterreichische „Narrenwecken“ statt, damals noch in der Wiener Hofburg. Das den Fasching einläutende Narrenwecken findet traditionell immer am „11.11.“ statt.

Aber Moment, ist der 11. November nicht auch der Martinstag? Ja, und das ist kein Zufall, denn das Martinsfest als Fest des Teilens und des Gebens galt als der letzte Tag, an dem Spektakel abgehalten wurden. Daraus hat sich die historische „Zahl 11“ als “närrische Zahl“ entwickelt und es entstand die Verbindung zum Fasching.

Ehrenpräsident Alfred Kamleitner mit Gardemitglied,(c)Bund Niederösterreichischer Faschingsgilden

 

Das Narrenwecken

Heimatmuseum Guntramsdorf Prof. Ernst Wurth

In Niederösterreich ist das Narrenwecken am 11. November heute ein Zusammenkommen der Niederösterreichischen Faschingsgilden, wobei sich jedes Jahr eine Gilde aus einer anderen Stadt meldet, die Landesnarrenhauptstadt werden möchte und das Fest des Narrenweckens ausrichtet. Es ist dies auch das letzte Zusammenkommen der Gilden vor dem Advent. Ab 6. Jänner, nach den Heiligen Drei Königen, beginnt für die Gilden die Saison, bis zum Faschingsdienstag lässt man die Faschingszeit mit Bällen, Gschnas, Faschingssitzungen und lustigem Feiern in verschiedensten Varianten hochleben.

Von der Kaiserzeit in die Gegenwart

Faschings-Ballveranstaltungen waren schon zu Kaiserzeiten ein gesellschaftlich wichtiger Jahresfixpunkt, um einen Kontrast zu der kalten und düsteren Jahreszeit zu schaffen und vor den Entbehrungen der Fastenzeit das Leben zu feiern. Die intensivste Zeit für die Gilden ist die Zeit der Umzüge.

Die Mödlinger Faschingsgilde, der Mödlinger Förderungsverein, „MöMö“, hat beispielsweise einen Umzug mit 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sehr viele Mitwirkende gibt es traditionell auch in Neunkirchen, Berndorf, Herzogenburg und Kottingbrunn. Höhepunkt ist naturgemäß der Faschingsdienstag mit dem Ausklang und dem anschließenden Einmotten und Verbrennen einer symbolischen Figur.

Vielfalt der Gilden

Die Gilden verfügen über verschiedenste Markenzeichen, deren Aufzählung den Rahmen sprengen würde, aber zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich der Kleidungsstil meist aus dem Wappenlogo ergibt, weshalb Rot und Blau dominieren. Mödling hat aber zum Beispiel Lila als Gildenfarbe, eine Mischung aus Blau und Rot.

(c) Garde Mödlinger Förderungsverein

 

Zugleich gibt es auch Gardekostüme in Blau, Gelb und Rot. Manche Gilden haben generell einen individuellen Stil, zum Beispiel Pressbaum, dort gibt man sich als „Waldfeen“ und „Waldmänner“, bedingt durch die regionale Nähe zum Wienerwald.

Soziales Engagement als Fixpunkt – auch außerhalb der Saison

Während praktisch alle Gilden traditionell ein Programm aus Umzügen und Sitzungen bieten, engagieren sich viele im Sommer auch bei der jeweiligen Gemeinde und den Partnerorganisationen. Kottingbrunn und Traiskirchen unterstützen beispielsweise die Weinfeste der Gemeinde und übernehmen die Ausschank, einige unterstützen tatkräftig die „Harley Davidson Charity“, viele Gilden engagieren sich außerhalb der Faschingszeit auch, indem sie Blaulichtorganisationen unter die Arme greifen.

Es geht bei den Gilden somit nicht nur um das Hochhalten von Bräuchen und das traditionelle Feiern, sondern auch um soziales Engagement in den Gemeinden. Das kulturelle Leben in der Region zu erhalten und zugleich die Menschen zu unterhalten, ist ebenso wichtig wie das spontane Ermöglichen von Spendensammlungen, wie zum Beispiel zuletzt für die Hochwasserhilfe.

Von Theater bis Tanz und Volksmusik

Das kulturelle Angebot der Faschingssitzungen ist sehr vielfältig, von den klassischen Umzügen und Sketch-Vorführungen über Theater bis zu Tanz – und Akrobatiktanzvorführungen ist das Angebot breit gefächert. Auch Volkstanzgruppen entdecken den Fasching vermehrt für sich und der Gardetanz ist in Deutschland ein anerkannter Volkssport. Auch einige Gilden aus Österreich nehmen hier regelmäßig teil. Traiskirchen, Mödling, Laa an der Thaya und Kottingbrunn sind bekannt für ihren Gardetanz. Hier trainieren die Tänzerinnen und Tänzer oft das ganze Jahr hindurch, ein Volkssport, der wohl am ehesten mit dem amerikanischen Cheerleading vergleichbar ist.

(c)Faschingsgilde Berndorf

 

In Niederösterreich gibt es zudem die klassischen Fanfarenzüge, die sich aus Blasmusikkapellen zusammenstellen und das ganze Jahr über für die Auftritte in der Gilde proben.Das Schelmische und das „Durch-den- Kakao-Ziehen“ ist dabei Teil des Faschings, allerdings gibt es auch eine strenge Ethik-Charta des Dachverbands der Bundesfaschingsgilden, in der genau festgelegt ist, wogegen man nicht verstoßen darf. Gesundes Lachen ist erlaubt, aber gezielte Angriffe sind tabu.

 

Auf in den Fasching!

„Taunzerei“ – Fasching im Haus der Regionen

Wenn Sie Lust bekommen haben, sich über das vielfältige Treiben der niederösterreichischen Faschingsgilden zu informieren, so bietet die Webpräsenz des BÖF – Landesverband Niederösterreich die Möglichkeit, sich über das Programm der Gilden zu informieren und auch direkt mit den Vertreterinnen und Vertretern in Kontakt zu treten. Als besonderer TIPP sei auch der Onlinekatalog „DIPKATALOGnoemuseen“ des Museumsmanagement Niederösterreich innerhalb der Kultur.Region.Niederösterreich erwähnt, in dessen Archiv man hier vieles zum Thema Fasching und Gilden findet.

Die Volkskultur Niederösterreich begeht den Fasching am 28. Februar, wenn es im historischen Festsaal im Haus der Regionen in Krems-Stein „Alles Walzer“ heißt. Am letzten Freitag im Fasching wird wieder ausgelassen zu Walzer, Polka und Boarischem getanzt.

Hier gibt es noch Karten für diese einmalige Veranstaltung, wir freuen uns auf Sie!