Eigener Garten, eigene Hände

(c) Emilienhof, Silke Bernhardt

Eigener Garten, eigene Hände

Nichts macht den Lauf der Jahreszeiten so fühlbar, wie die Aussaat im eigenen Garten. Erleben, wie aus der Natur etwas entsteht, wissen, wo das eigene Gemüse herkommt, das kann nur, wer selbst Hand anlegt. Wer schon einmal Radieschen, Karotten oder Kräuter im eigenen Beet eingesetzt hat, weiß, wie im Jahreslauf ein Rädchen ins andere greift – und wie die Natur einem manchmal auch ein Schnippchen schlägt, man wieder Achtsamkeit und Geduld lernen muss, in einem Alltag, der nur das Tempo kennt.

(c) Siegfried Tatschl

Aber wo lernt man den Einstieg in den Eigengarten? Am 5. Mai lautet die Antwort: Am Brandlhof in Radlbrunn. Denn zu Beginn des Wonnemonats verwandelt sich der Brandlhof wieder in ein Naturparadies mit einer Vielfalt von Düften, Geschmäckern, Farben und Formen. Nach dem Motto „Vorwärts geht’s zurück zur Natürlichkeit“ können Besucherinnen und Besucher des Gartenmarkts Bio-Jungpflanzen, Kräuter, Fruchtgemüse, Pfingstrosen, Samen, Beeren, essbare Blüten, Obstbäume, Wildobst, Veredeltes, Trockenblumen und -früchte sowie wertvolles Wissen über die Natur erwerben und auch Einblicke in die Methodik der Permakultur gewinnen. Aber was verbirgt sich hinter diesem Begriff, auf den man als Hobbygärtner immer wieder stößt?

Permakultur – was ist das?

Die Gründer Bill Mollision und David Holmgren haben das permakulturelle Konzept „Permanent Agriculture“ in den 1970er-Jahren entwickelt. Die Erde wird als zusammenhängender Organismus verstanden und die Nutzung geschieht mit Rücksicht auf nachfolgende Generationen. Monokultur, Giftspritzerei und Chemiekeulen sind tabu. Ein Miteinander von Tieren, Bodenlebewesen und Pflanzen in gesunden Ökosystemen, die sich selbst regulieren und somit eine reiche Biodiversität schaffen, steht im Zentrum der Permakultur. Die Fläche in einem Permakultur-Garten wird dabei bestmöglich ausgenutzt. Gemüse oder Obst kann in verschiedenen Höhen angebaut werden. Dabei werden rankende Pflanzen, wie beispielsweise Kürbisse, nach oben geführt und bieten somit Platz für eine Unterpflanzung. Lehrmeister der Permakultur ist die Natur selbst. Der Mensch nimmt gewissermaßen die Rolle eines Raumplaners ein.

Siegfried Tatschl ist der Gründer von „Permakultur Austria“. Der Permakulturpionier hat die Vision von „Essbaren Lebensräumen“ – in Niederösterreich hat er einen Schaugarten mit über 170 Obstsorten und Nussbäumen gestaltet. Sein umfangreiches Buch „555 Obstsorten für den Permakulturgarten und -balkon“ listet eine große Obstvielfalt, deren Anspruchsvoraussetzungen und Bezugsquellen auf.

(c)Pamela Schmatz

Am 5. Mai wird Siegfried Tatschl beim Gartenmarkt am Brandlhof anwesend sein und den Gästen Beratungen für das eigene Beeren- und Obstparadies geben. Dabei kann man erfahren, wie abwechslungsreich und kulinarisch interessant das Angebot an Obst und Nüssen in unseren Gärten sein kann – von alten heimischen Sorten bis zu anpassungsfähigen Exoten. Im Wohnzimmer, auf der Terrasse, am Balkon oder im eigenen Biogarten – nahezu überall und ganzjährig lassen sich köstliche Früchte anbauen und ernten.

Für Siegfried Tatschl sind die süßen Früchte aber mehr als ein kulinarischer Genuss. Aus seiner Tätigkeit als Sozialarbeiter, Supervisor und Psychotherapeut weiß er um die soziale Wirkung der Früchte. „Die Früchte bringen die Menschen zusammen“, ist er überzeugt. Sein Konzept: Die „Essbare Gemeinde“ und die „Essbare Stadt“. Bei dieser Vision eines Lebens in Obstgärten stehen gemeinschaftliches Verkosten, Teilen und miteinander Sorge tragen im Mittelpunkt.

Sortenvielfalt erhalten und für das Leben sorgen

Umsetzen und weiterentwickeln konnte Siegfried Tatschl diese Vision in der niederösterreichischen Gemeinde Kirchberg am Wagram.  Im Laufe von 20 Jahren verwandelten sich viele Bereiche des öffentlichen Grünraums in einen Obstgarten.

(c) Siegfried Tatschl

Das trug Früchte: 2015 wurde Siegfried Tatschl zusammen mit der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram mit dem 3. Preis beim European Ecological Garden Award ausgezeichnet.

Kirchberg am Wagram – die 1. Essbare Gemeinde

Mittlerweile können Sie an die 300 verschieden Obstarten, von Alpenjohannisbeeren über kleinbleibende Maulbeersorten, Mispeln, Rotfleischigen Pfirsichen, Pawpaws oder Zitronenquitten in Kirchberg finden. Die Kakis von Kirchberg sind mittlerweile zu einem Tourismushighlight geworden. Mit der zunehmenden Hitze und Trockenheit kommt dieses Obst bestens zurecht.

Über die Jahre ist Kirchberg am Wagram  als 1. Essbare Gemeinde mit dem Herzstück Alchemistenpark ein überregionaler Treffpunkt geworden. Verschiedene Gemeinden bzw. Städte holen sich hier Anregungen und entwickeln ihre individuellen Obstvielfaltsprojekte. Dadurch ist mittlerweile ein eigenes Netzwerk entstanden, in dem ein reger Erfahrungsaustausch entsteht und für die kommenden Monate sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.

Gartenmarkt am 5. Mai im Brandlhof

Herbsttische

Zu seinen Projekten kann man sich auf www.sigi-tatschl.at näher informieren. Wer Siegfried Tatschl persönlich kennenlernen will, hat am Sonntag, 5. Mai ab 10 Uhr beim Gartenmarkt im Brandlhof in Radlbrunn Gelegenheit, wenn er Kurzberatungen gibt und zusammen mit zahlreichen hochkarätigen Ausstellerinnen und Ausstellern den Brandlhof in ein wahres Naturparadies verwandelt.