Dudelsack

Dudelsack und Drehleier auf den Bordunmusiktagen Niederösterreich   

Von Thomas Rezanka

(c)Ernst Bimminger

Als Bordun bezeichnet man einen meist tiefen, ausgehaltenen Ton, der eine Melodie begleitet. Bei Dudelsäcken erklingt dieser Dauerbegleitton aus einer oder mehreren Bordunpfeifen, bei der Drehleier von einer oder mehreren mitschwingenden Bordunsaiten.

In der österreichischen Volksmusik ist die alte Praxis bordunierenden Musizierens, die in Ausläufern vermutlich bis ins 19. Jh. lebendig war, anhand von Musikinstrumenten, Bild- und Schriftzeugnissen dokumentiert. Dudelsack und Drehleier gehörten durch das ganze Mittelalter auch in Österreich zu den wichtigsten Tanzmusikinstrumenten.

Viele Jahrzehnte war die Tradition des bordunierenden Musizierens bei uns in Vergessenheit geraten, bis mit dem Folkmusik-Revival in den 1960er-Jahren eine Wiederentdeckung und Wiederbelebung von Dudelsack und Drehleier erfolgte. Historische Quellen wurden erforscht und verloren geglaubte Volksmusiktradition wurden wiederentdeckt. Auch einige Instrumentenbauer widmeten sich diesen alten Instrumenten und fertigten Nachbauten davon an, die sie im Laufe der Jahre weiterentwickelten.

Anfang der 1990er-Jahre fanden die ersten Seminare für Dudelsack in Zusammenarbeit mit der Volkskultur Niederösterreich statt, besonders erwähnt seien hier Edgar Niemeczek (ehemaliger Geschäftsführer der Volkskultur Niederösterreich) und Rudolf Lughofer, welcher seit Ende der 1960er-Jahre den Dudelsack in der damaligen Tschechoslowakei für sich entdeckte.

Beiden war es ein großes Anliegen, den Dudelsacktypus wieder zu beleben, der auch in Österreich historisch nachweisbar gespielt wurde, den böhmischen Bock. Dieses Instrument besitzt vorne eine Melodiepfeife, die meist am Ende mit einem Horntrichter versehen ist. Dazu gibt es eine Bordunpfeife, welche meist mittels eines Winkelknies aus Holz über die Schulter gehängt wird und die nur einen Begleitton spielen kann.

(c) Valentin Arnold

Auch hier ist am Ende ein Horntrichter montiert. Beide Pfeifen sind in einen Sack aus Leder eingebunden, beim Bock traditioneller Weise aus Ziegenfell hergestellt, welcher als Luftspeicher dient. Um die feuchtigkeitsempfindlichen Rohrblätter dieses Instrumentes zu schützen, wird es meist mit einem Blasebalg mit Luft versorgt, welcher mit einem Gürtel um den Bauch geschnallt und anschließend noch mit einem Bändchen am Arm befestigt wird. Da man so nicht mit dem Mund Luft in den – meist aus Fell bestehendem – Sack blasen muss, kann man gleichzeitig spielen und dazu singen.

Beim Spielen der Melodiepfeife darf immer nur ein Tonloch nach dem anderen geöffnet werden, alle anderen Tonlöcher bleiben immer geschlossen. Man nennt das „geschlossene Griffweise“. Die Spielpfeife steckt meist in einem geschnitzten „Ziegenkopf“ mit kleinen Hörnen, daher auch der Name „Bock“.

Heute wird der böhmische Bock in Österreich meist in F-Dur gespielt, da man in dieser Tonlage auch gut dazu singen kann. In Tschechien selbst kommt dieser Dudelsack vermehrt in Es-Dur Stimmung vor.

Neben dem Bock wird heute auch gerne das Hümmelchen gespielt, ein Dudelsack in Zimmerlautstärke, meist mit Blockflötengriffweise, die viele Menschen schon aus Kindertagen und ihren ersten Erfahrungen mit der Blockflöte kennen.
Haupttonart ist hier meist C-Dur und F-Dur, es kann aber auch d-moll gespielt werden.
Eine, zwei oder mehrere Bordunpfeifen sind hier keine Seltenheit. Meist bläst man diese Art von Dudelsack mit dem Mund. Auf Grund der angenehmen Lautstärke ist dieser Dudelsacktyp auch in Wohnungen unproblematisch spielbar.

Als dritter Dudelsacktyp hat sich in Mitteleuropa die Schäferpfeife durchgesetzt, die als französische Variante auch als „Cornemuse de Centre“ (dt. mittlerer Dudelsack) bezeichnet wird. Man kennt dieses Instrument auch von Bildern von Pieter Breughel oder Albrecht Dürer. Die Spielpfeife ist konisch gebohrt, klingt dadurch laut und ist auch um einige Töne in eine zweite Oktave überblasbar. Die Griffweise nennt sich „halbgeschossen“ und bietet die Möglichkeit, durch  Gabelgriffe viele Halbtöne zu spielen, die dann abwechslungsreiche Melodien in verschiedenen Tonarten zulassen. Meist ist dieses Instrument mundgeblasen und hat in der Regel eine oder zwei Bordunpfeifen.

Die oben genannten drei Sackpfeifentypen sind die am häufigsten in Mitteleuropa gespielten Dudelsäcke und können bei den BordunMusikTagen der Volkskultur Niederösterreich in Großschönau im Mai 2025 erlernt werden.

Weltweit gibt es ca. 180 verschiedene Dudelsacktypen, die in verschiedenen Regionen der Welt ihre eigene Tradition haben und sich durch ihren Bau und ihre musikalischen Möglichkeiten unterscheiden.

(c)Ernst Bimminger

Bei der Drehleier laufen die Saiten des Instrumentes über ein Rad, welches durch Betätigen einer Kurbel in Drehbewegung versetzt wird. Dadurch beginnen die Saiten zu schwingen. Um eine Melodie spielen zu können, werden die Saiten mittels Tasten, an denen kleine Tangenten montiert sind, verkürzt. Zusätzliche zur Meldodiesaite gibt es wieder eine oder mehrere Bordunsaiten, die zugeschaltet werden können, und als Besonderheit auch eine sogenannte Schnarrsaite.

Diese Schnarrsaite – kurz Schnarre genannt – läuft nicht nur über das Rad sondern auch über einen flexibel gelagerten Schnarrsteg. Wenn man das Rad nun in normaler Geschwindigkeit dreht, erklingt diese Schnarrsaite wie eine ganz normale hohe Bordunsaite. Gibt man aber über eine kurze schnellere Drehbewegung des Rades einen Impuls, dann beginnt der flexible Schnarrsteg auf die Decke des Instrumentes zu klopfen und ein rhythmisches Schnarrgeräusch zu erzeugen. Mit gekonntem Einsatz dieser Schnarrtechnik kann zur Melodie nun auch noch ein eigener Rhythmus gespielt werden.

Sollte nun Ihr Interesse an Dudelsack und Drehleier geweckt worden sein, und Sie Lust bekommen haben eines der oben genannten Instrumente auszuprobieren oder erlernen zu wollen, dann würden wir uns sehr über Ihre Teilnahme an den BordunMusikTagen in Großschönau von 29. Mai bis 1. Juni 2025 (am Christi-Himmelfahrt-Wochenende) freuen. Es besteht auch die Möglichkeit, sich dort ein Leihinstrument auszuborgen.

Sollten Sie bereits ein anderes Instrument spielen und mit einigen der oben genannten Instrumente gemeinsam musizieren wollen, dann freuen wir uns natürlich auch auf Ihre Teilnahme in unserem alpinen Bordunmusik-Ensemble.