Drechsler aus Leidenschaft

Wurzeln des Handwerks

Das Drechslerhandwerk zählt zu den ältesten Holzverarbeitungstechniken. Bereits im antiken Ägypten und im römischen Reich nutzte man einfache Drehvorrichtungen, um Gefäße oder Spindeln herzustellen.

In Mitteleuropa gewann das Drechseln im Mittelalter zunehmend Bedeutung – nicht nur im Handwerk, sondern auch im höfischen Kunstgewerbe. Auch bei uns in Österreich prägten Drechsler seit dem 16. Jahrhundert das städtische Handwerksbild. In den historischen Zünften waren sie eng verbunden mit Tischlern, Modellbauern und Bildhauern.

Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Gewerbe grundlegend: Mechanische Drehbänke ermöglichten die Massenproduktion von Knäufen, Werkzeuggriffen oder Haushaltsgeräten. Gleichzeitig blieb die kunsthandwerkliche Drechselei eine kleine, hochspezialisierte Disziplin, in der handwerkliche und gestalterische Fähigkeiten eng verwoben waren. Viele Werkstätten fertigten Unikate oder Kleinserien – vom Schachfiguren-Satz bis zur Tabatiere.

Im 20. Jahrhundert begann das Drechslerhandwerk zu schrumpfen. Möbel wurden zunehmend eckiger, industrielle Fertigung verdrängte das handwerklich Gedrehte, und traditionelle Betriebe verschwanden nach und nach.

Mst. Karl Paleček in seiner Werkstatt

Doch parallel dazu entwickelte sich eine neue Bewegung: das künstlerische Drechseln, das weniger dem Nutzwert als der Form und dem Materialgefühl verpflichtet ist. Seit den 1980er-Jahren entstanden in Österreich wieder Ateliers, die die Drechselkunst nicht als Zuliefergewerk, sondern als eigenständige Ausdrucksform verstehen.

In diesem Spannungsfeld aus Tradition und Moderne bewegt sich auch Mst. Karl Paleček mit seinem Atelier in Traismauer. Seine Anfänge liegen als selbstständiger Tischler in Wien, wo er die gedrechselten Elemente für seine Restaurierungen vom letzten ihm bekannten Drechsler Wiens bezog.

Als eben dieser Drechsler zusperrte, hatte Paleček wie er sagt gar keine andere Wahl, als das Handwerk zu erlernen und so alle Elemente für die Aufträge selbst herstellen zu können.

Seinen Einstieg ins Drechseln beschreibt Paleček selbst als bodenständig: „Mit einem einfachen Drechselwerkzeug habe ich dann erlernt, Gegenstände zu drechseln“, erzählt er. Über die Jahre und mit viel Übung ist daraus eine eigene Kunst geworden – eine Werkstatt, in der er ganz aufs Drechseln und auf natürliche Formen setzt.

Seit Herbst 2020 betreibt Paleček seine Drechslerei in Traismauer, einem Ort mit eigener Geschichte in Sachen Christbaumschmuck: Von 1924 bis 1974 befand sich hier eine der wenigen Christbaumschmuckfabriken Österreichs.

Holzkunst mit Seele

In seiner kleinen Werkstatt entsteht jedes Stück mit großer Sorgfalt: Paleček bearbeitet vor allem regionale Hölzer und verzichtet auf Lackierungen. Stattdessen verwendet er natürliche Oberflächenbehandlungen wie Leinöl und Bienenwachs. Diese respektvolle Haltung dem Naturmaterial Holz gegenüber spiegelt sich in seinen Werken wider – handgedrehte Ornamente, Schalen, Kugeln oder Vasen.

Ein Schwerpunkt im Schaffen des Handwerkers sind gedrechselte Weihnachtsornamente. Auf seiner Website zeigt er eine breite Palette von Formen: Kugeln, Glocken, Sterne, Zapfen – teils sehr klassisch, teils multiaxial gestaltet. Diese Ornamente sind nicht nur Dekoration: Sie tragen eine Verbindung zur Tradition Traismauers und verkörpern eine handwerkliche Neubelebung historischer Ästhetik.

Paleček betont dabei die Umweltfreundlichkeit seiner Arbeiten. Sie sind umweltfreundlich und nachhaltig. Karl Paleček beschreibt seine Motivation in der Gestaltung seiner Werke darin, etwas zu erschaffen, „das der Hobbydrechsler nicht oder nur schwer machen kann.“

Mit traditionellem Handwerk und technischer Raffinesse fertigt er Unikate, die man auch beim kommenden Adventmarkt am 7. Dezember im Brandlhof erleben kann, wenn Karl Palečeks Sohn den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in das Familienhandwerk geben wird.

Fotos: zVg: Mst. Karl Paleček