Brummen Willkommen – Vom Mittelalter zum Rock ´n´ Roll

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Teil 2

„Bordun“ steht für Brummer. Der Begriff stammt aus dem Mittelalter und beschreibt den tiefen Dauerton eines Musikstückes, darüber liegt eine Melodie. Diese Musikform und die dazugehörigen Instrumente gibt es auf der ganzen Welt und im ersten Teil unserer zweiteiligen Reihe widmeten wir uns mit dem Bock einem besonderen Vertreter dieser einzigartigen Musikform. Aber der Bock ist bei weitem nicht das einzige Instrument, das diese besondere Musikform in Europa geprägt hat. Im Folgenden ein kurzes „Best of Bordun“ aus dem europäischen Raum:

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  Die Drehleier – Vom Mittelalter zum Rock n`Roll

Ursprünglich ein typisch alpenländisches Bauerninstrument, ist die Drehleier bereits im   Mittelalter erstmals  verwendet worden und so das älteste Borduninstrument überhaupt.   Seine Saiten werden von einem eingebauten Rad  angestrichen, das mittels einer Kurbel   gedreht wird.  Die schwingende Länge einer oder mehrerer Melodiesaiten wird   mechanisch über Tasten verkürzt, um die Tonhöhe zu verändern – aus mittelalterlicher   Sicht ein High-Tech- Instrument und seiner Zeit weit voraus.

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Heute wird die Drehleier nicht nur traditionell eingesetzt, sondern inspiriert auch Jazz- und Rockmusiker, wie die Band In Extremo. Mit 1,5 Millionen verkauften Tonträgern zählt sie zur kommerziell erfolgreichsten Formation im Bereich des Mittelalter-Rocks. Immer mit im Gepäck: Eine Drehleier als fixer Bestandteil des Band-Repertoires. In der Kombination mit elektrischen Gitarren entfaltet das Instrument hier eine Vielseitigkeit, die sich die Erfinder dieses historischen Brummers wohl nie hätten träumen lassen, als das Instrument anno 1700 die Fürstenhöfe Europas eroberte. Neben der Drehleier gewinnt In Extremo auch der Sackpfeife (umgangssprachlich Dudelsack), der Schalmei, oder dem Hackbrett neue Töne ab. Die Sackpfeifen der Band werden dabei größtenteils selbst angefertigt, während die Drehleier ein historisches, penibel gewartetes Instrument ist. Wie das in der Praxis aussieht, kann man hier sehen.

Hümmelchen – historische „house music“

Für viele sinnbildlich mit der Bordunmusik verbunden ist das Hümmelchen. Dieser mittelalterliche Dudelsack spielt in Zimmerlautstärke und kann so im Rahmen der klassischen Hausmusik eingesetzt werden, anders als der Bock, der die große Bühne oder die weiten Felder der Schafhirten braucht, um seinen Klangkörper zu entfalten. Wer dabei eine kleine Hummel als brummenden Namensgeber vermutet, liegt falsch. Der Name Hümmelchen stammt vom alten Wort hameln (= stutzen) ab.

„SchaperPfeiff“ – die Schäferpfeife

Im mitteleuropäischen Raum wurden ab dem 16. Jahrhundert häufig Dudelsäcke mit zwei langen Bordunpfeifen abgebildet. Michael Praetorius bezeichnete diesen Sackpfeifentyp im Jahre 1618 in der „Syntagma musicum“ als „SchaperPfeiff“. Seit den 1970er-Jahren wird diese Schäferpfeife nach alten Abbildungen wieder gebaut und auch gerne gespielt. Manchmal findet man die Variante, wo jeder Bordun in einer eigenen (getrennt eingebundenen) Tülle steckt, wie es auch auf Abbildungen aus Süddeutschland und Österreich öfter zu sehen ist. Die meisten Instrumente werden mundgeblasen gespielt. Das Spiel mit Blasebalg hat sich für diesen Dudelsacktyp jedoch gut bewährt und die Beliebtheit dieser traditionellen Formen ist heute ungebrochen.

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