Glanz aus Tradition

Glanz aus Tradition

Glasblasen, Foto: Pixabay

Der Gablonzer Christbaumschmuck zählt zu den ältesten und gleichzeitig bekanntesten Formen europäischen Glas- und Metallkunstgewerbes. Typisch für Gablonzer Schmuckstücke ist die Leichtigkeit ihrer Konstruktion: dünne Drähte, die zu Sternen, Engeln oder Girlanden gebogen werden, glitzernde Glasperlen, die das Licht reflektieren, und kleine Spiegel- oder Glastropfen, die dem Christbaum ein festliches Funkeln verleihen.

Ursprung des Handwerks

Seine Ursprünge liegen im 16. Jahrhundert im nordböhmischen Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou), einer Region, die durch ihre reichen Rohstoffvorkommen und ein ausgeprägtes Kunsthandwerk geprägt wurde. Was als kleine Glasperlenfertigung begann, entwickelte sich rasch zu einem Zentrum der Bijouterie und des Glasgeblasenen Christbaumschmucks, der bald in ganz Mitteleuropa begehrt war.

Weihnachtsstern, zVg Ing. Thomas Zimmermann

Im 19. Jahrhundert erlebte das Gablonzer Handwerk eine wahre Blüte: Neue Techniken wie das Pressglasverfahren oder filigrane Metallmontagen ermöglichten eine Vielfalt an Formen – von gläsernen Vögeln über Perlenketten bis zu raffiniert gebogenen Drahtfiguren.

Besonders charakteristisch wurde die Kombination aus Glasperlen, Glanzlackierung und filigranen Metallbügeln, die dem Gablonzer Schmuck seinen unverwechselbaren Ausdruck verlieh.

Wandel und Neubeginn

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu einem tiefen Einschnitt: Die deutschsprachige Bevölkerung wurde aus dem Sudetenland vertrieben, und mit ihr zogen auch die Gablonzer Kunsthandwerker fort. Viele von ihnen siedelten sich in Österreich und Süddeutschland an – besonders in der Region um Bad Ischl und im bayerischen Neugablonz –, wo sie ihre Tradition mit Beharrlichkeit und großer handwerklicher Expertise fortführten.

Lokomotive, zVg Ing. Thomas Zimmermann

So wurde der „Gablonzer Christbaumschmuck“ zu einem kulturellen Erbe, das Grenzen überdauerte. Die Werkstätten blieben klein, hoch spezialisiert und oft familiengeführt. Über Generationen hinweg wurde das Wissen um Glasbläserei, Perlenveredelung und feine Metallarbeit weitergegeben.

Anders als industriell gefertigte Dekorationen lebt der Gablonzer Schmuck von kleinen Unregelmäßigkeiten und der sichtbaren Handschrift seiner Erzeuger. Der Symbolik des Christbaumschmucks liegt dabei historisch gewachsene Bedeutung zu Grunde.

ABC der Christbaumschmuck -Symbole

Engel, Ing. Thomas Zimmermann

Äpfel: Die Christbaumkugel an sich hat sich aus der Apfelsymbolik entwickelt. Die Kugelform gilt als Zeichen der Vollkommenheit und Göttlichkeit. Die antike Kunst benutzt goldene Äpfel als Sinnbilder für die Sterne des Himmelsbaumes.

Bären symbolisieren Kraft, Geborgenheit und Verwandlung. Wer sich früher in ein Bärenfell hüllte, fühlte sich bärenstark genug, böse Dämonen zu vertreiben.

Engel sind Vermittler zwischen göttlicher und menschlicher Sphäre und verkünden die Geburt des Heilands

Fische stellen Symbole für Wasser, Leben und Fruchtbarkeit dar. Außerdem sollen sie an die biblische Geschichte der Fischvermehrung erinnern, bei der Christus mit wenigen Fischen eine große Menschenschar speiste.

Fliegenpilze: Zählen zwar zu den Giftpilzen, gelten aber auch als Fruchtbarkeitssymbole.

Geschenke werden mit den Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland in Verbindung gebracht und Glocken läuten zur Heiligen Nacht und begrüßen das neue Jahr.

zVg Ing. Thomas Zimmermann

Herzen wiederum sind eine Liebeserklärung an den Betrachter und symbolisieren Liebe, Lust, Freude und Lebenskraft.

Puppen als Sinnbild der ältesten Spielsachen sind glücksbringende Maskottchen-

Sterne gelten als Zeichen der Hoffnung auf ein gütiges Schicksal.

Trompeten  gehen auf die Engelsposaunen zurück und mit ihnen werden gute Neuigkeiten an Weihnachten, wie die Geburt Jesu, ausgerufen.

Vögel  symbolisieren Häuslichkeit und stehen für Vergeistigung.

Würfel  sind etwas zwiespältig und symbolisieren auf der einen Seite Glück, können aber auch vor dem Versuch warnen, spielend das Glück zu erzwingen.

Glasschmuck zVg Ing. Thomas Zimmermann

Bewahrung und Erneuerung

In Österreich wird der Schmuck der Gablonzer Werkstätten u.a. vom Familienunternehmen von Ing. Thomas Zimmermann mit Sitz in Enns vertrieben, unter dem Markennamen Gablonzer. Auf Grund der sudetendeutschen Abstammung der Familie wurde das Unternehmen, das heute in vierter Generation von Thomas Zimmermann geführt wird, nach dem 2. Weltkrieg zu einem Zulieferbetrieb der lokal ansässigen Gablonzer Werkstätten.

Der Gablonzer Christbaumschmuck ist mehr als nostalgische Weihnachtsdekoration: Er steht für ein immaterielles Kulturerbe, das Geschichte, Migration und handwerkliches Können miteinander verbindet. Gleichzeitig findet man heute eine neue Generation von Kunsthandwerkerinnen und -handwerkern, die den klassischen Stil behutsam weiterentwickeln – mit modernen Farbvarianten, neuen Materialien oder minimalistischeren Formen.

Dabei bleibt der Grundgedanke derselbe: aus einfachen Materialien feinen Glanz zu schaffen, der das Weihnachtsfest warm und lebendig macht. So schimmert im Gablonzer Christbaumschmuck nicht nur das Licht der Kerzen – sondern auch die jahrhundertealte Geschichte eines Handwerks, das bis heute mit großem Respekt vor Tradition und Material gepflegt wird.

Fotos zVg Ing.Thomas Zimmermann