Kennen Sie das auch? Wenn es uns als Kind beim Radlfahren geschmissen hat und die Hose ein Loch bekam, nähte Mama kurzerhand etwas drauf. Bei einer „Olle Tog-Hosn“ einen alten Flecken Stoff, bei einer schönen Hose einen Traktor – und mit der gingen wir auch wieder in die Schule. Flicken nannte man das damals. Heute heißt es Visible Mending und liegt voll im Trend.

Visible Mending bedeutet übersetzt das sichtbare Reparieren von Kleidung. Lange Zeit galt es als hohe Kunst, Löcher so zu flicken, dass man danach möglichst wenig sah. Visible Mending will genau das Gegenteil, nämlich die Reparatur mit bunten Farben in Szene setzen und der Kleidung damit ein neues, individuelles Design zu geben. Dafür braucht man auch keine Nähmaschine. Mit einfachen Stick- und Stopftechniken werden per Hand Löcher, Risse oder Flecken kreativ repariert. Der Vorteil: Dieser Trend ist besonders anfängerfreundlich, denn Perfektion ist hier nicht gefragt.
Viel zu oft landet Kleidung im Müll und wird durch Neue ersetzt. Durch Visible Mending bekommen Kleidungsstücke eine neue Chance, ganz im Sinne von Slow Fashion. Auch ein modernes Wort für etwas, was es schon lange gibt: Kleidung lange tragen. Durch Reparieren und Tauschen wird die Lebensdauer noch zusätzlich verlängert.
Wie einfach Visible Mending geht und wie viel Freude man mit dem alten, neuen Kleidungsstück hat, zeigen Serafina Spatt und Alina Saavedra Santis von RESI Slow Fashion am 23. September von 14.00 bis 18.00 Uhr in einer offenen Werkstatt am Brandlhof in Radlbrunn. Bitte mitbringen: gerissene, altersmüde Teile (Strickkleidung, T-Shirts, Jeans oder Hemden). Die Referentinnen sorgen für Werkzeuge, Materialien und Stoffreste.
PS: Der Traktor wurde übrigens auf Wunsch meines Bruders auf die Hose genäht. Nachdem ich seine Hosen übernahm, war es bei mir halt auch der Traktor – und damit doppelt nachhaltig. Manchmal bekam ich auf hartnäckigen Wunsch auch eine Birne drauf genäht – gendergerecht für Mädchen. Aber das ist eine andere Geschichte und folgt vielleicht ein anderes Mal.
(Manuela Göll)